MIL OSI Translation. Region: Germany / Germany –
Source: AuswĂ€rtiges AmtSehr geehrte Frau PrĂ€sidentin,meine Damen und Herren,Jede Generalversammlung hat ihre Krise, ihr groĂes Thema â so hat es mir ein Veteran der UN-Diplomatie in diesen Tagen berichtet.Was also ist das eine Thema im Jahr 2018? Syrien? Nordkorea? Der Mittlere Osten? Oder die weltweiten FlĂŒchtlingsdramen â vom Mittelmeer bis nach Venezuela?Tritt man einen Schritt zurĂŒck, dann entsteht aus diesem Flickenteppich von Konflikten ein gröĂeres Bild, dann zeigt sich ein klares Muster. Dann wird deutlich, dass wir es tatsĂ€chlich mit einer Krise zu tun haben: Der Krise des Multilateralismus. Einer Krise, die Konflikte weltweit scheinbar unlösbar werden lĂ€sst.Meine Damen und Herren,wenn ich âscheinbarâ unlösbar sage, spricht daraus die Zuversicht, mit der wir Deutschen auf den Multilateralismus blicken. Deutschlands Erfolgsgeschichte nach 1945 â das ist eine Erfolgsgeschichte des Multilateralismus.Der Mut unserer europĂ€ischen Nachbarn zur Versöhnung hat das von Krieg und Zerstörung gezeichnete Europa zusammenwachsen lassen â in Frieden, Sicherheit, und Wohlstand. Auch die Vereinigten Staaten hatten daran ganz entscheidenden Anteil.Es ist ein Triumph des Multilateralismus, dass ausgerechnet dieses Europa zu einem der wichtigsten Partner der Vereinten Nationen werden konnte. Wir glauben an die Vereinten Nationen, weil Kooperation ĂŒber Grenzen hinweg unser eigenes Schicksal zum Besseren gewendet hat.Europa hat der Welt bewiesen: Es gibt keinen Widerspruch zwischen Multilateralismus und SouverĂ€nitĂ€t. Im Gegenteil: In einer Welt, die vor immensen globalen Problemen steht, kann SouverĂ€nitĂ€t ĂŒberhaupt nur durch Zusammenarbeit gewahrt werden!âWe the peoplesâ â in diesen drei Worten steckt Weg und Ziel zugleich. Die GrĂŒndungsmĂŒtter und -vĂ€ter der Vereinten Nationen haben sie daher ganz an den Anfang der Charta gestellt. Um klarzumachen, dass wir gemeinsam Lösungen finden mĂŒssen. Und um keinen Zweifel daran zu lassen, wem die Vereinten Nationen, wem wir als Delegierte verpflichtet sind: den Menschen. Ihnen gilt das Versprechen der Charta: Eure Freiheit, Eure WĂŒrde werden wir in New York, bei den Vereinten Nationen, verteidigen.Aber spĂŒrt dies der Junge in Idlib, der stĂ€ndig in Furcht vor dem nĂ€chsten Luftangriff lebt? Oder das MĂ€dchen in Afrika, dessen Lebenserwartung schon bei Geburt 30 Jahre niedriger ist als in Deutschland?âWe the peoplesâ bleibt fĂŒr sie eine leere Floskel. Wenn wir nicht fĂŒr sie handeln, wird sich daran auch nichts Ă€ndern. Kofi Annan hat einmal gesagt: âWir brauchen keine weiteren Versprechen. Wir mĂŒssen anfangen, die Versprechen einzuhalten, die wir bereits gegeben haben.âDas wird Deutschlands Triebfeder sein, wenn wir in einigen Wochen als nichtstĂ€ndiges Mitglied in den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einziehen.Ich danke Ihnen fĂŒr das riesige Vertrauen, das Sie uns durch die Wahl entgegen gebracht haben! Es ist uns Ansporn, unseren Teil zur Lösung der Krisen dieser Welt beizutragen â ohne SelbstĂŒberschĂ€tzung, aber mit Zuversicht und dem Mut zu gestalten. Wir bieten Ihnen Zusammenarbeit an â als verlĂ€sslicher Partner, der auf Dialog und Kooperation setzt.âWe the peoplesâ, das schlieĂt fĂŒr uns ganz besonders auch diejenigen ein, die es schwer haben, sich in den Vereinten Nationen Gehör zu verschaffen. Wir werden uns daher immer auch mit der Zivilgesellschaft austauschen â im Sicherheitsrat, aber auch darĂŒber hinaus.âWe the peoplesâ bedeutet aber auch, dass der Sicherheitsrat selbst reprĂ€sentativer und inklusiver werden muss. Seit 1945 hat sich die Weltbevölkerung mehr als verdreifacht, die Zahl der Mitgliedstaaten fast vervierfacht. Der Sicherheitsrat dagegen blieb nahezu unverĂ€ndert. Wir sollten deshalb aufhören, uns im Kreis zu drehen und endlich echte Verhandlungen ĂŒber eine Reform beginnen â so wie es die ĂŒbergroĂe Mehrheit der Mitgliedstaaten seit langem will.Meine Damen und Herren,nirgendwo wird uns die Krise des Multilateralismus schmerzhafter bewusst als in Syrien. Aus einem BĂŒrgerkrieg ist lĂ€ngst ein regionaler FlĂ€chenbrand geworden â mit weiterem Eskalationspotenzial in einer ohnehin geschundenen Region.Ein solcher Krieg ist militĂ€risch nicht zu lösen. Zu tief sind die regionalen Spieler in ihn verstrickt, zu bedeutend sind die jeweiligen Interessen.Mit vereinten diplomatischen KrĂ€ften ist es uns immerhin gelungen, eine Eskalation in Idlib zu verhindern. Das ist zumindest ein Hoffnungsschimmer!Die Vereinbarung zwischen der TĂŒrkei und Russland muss nun dauerhaft umgesetzt werden. Letztlich aber brauchen wir endlich einen politischen Prozess. DafĂŒr mĂŒssen die Verhandlungen unter dem Dach der Vereinten Nationen gebĂŒndelt werden.Der Sicherheitsrat selbst hat mit Resolution 2254 den Weg gewiesen. Diesen Weg hin zu freien und fairen Wahlen mĂŒssen wir endlich gehen. Dann sind wir auch bereit, Verantwortung beim Wiederaufbau zu ĂŒbernehmen. Eines ist aber ganz klar: Wir werden nicht zu ErfĂŒllungsgehilfen eines Regimes, das seine politische LegitimĂ€t lĂ€ngst verloren hat.Stattdessen setzen wir alles daran, das Leid der Menschen zu lindern. Es ist beschĂ€mend, dass es schon wieder FinanzierungslĂŒcken gibt. Deutschland als zweitgröĂter humanitĂ€rer Geber ist bereit, dem UNHCR zusĂ€tzliche 116 Millionen Euro fĂŒr die Hilfe syrischer FlĂŒchtlinge in Jordanien und Libanon bereitzustellen und so die HĂ€lfte der derzeitigen LĂŒcke zu schlieĂen. Aber auch andere sind gefordert â es heiĂt: âWe the peoplesâ.Disruptive AnsĂ€tze in der AuĂenpolitik haben auch im israelisch-palĂ€stinensischen Konflikt tiefe Furchen hinterlassen. Es gibt viele, die uns glauben machen wollen, die verhandelte Zwei-Staaten-Lösung habe ausgedient â verkommen zu einer diplomatischen Phrase, nicht mehr realisierbar.Doch egal, wie man es dreht â nur wenn auf beiden Seiten der 1967er Linie ein Leben in Sicherheit, WĂŒrde und Selbstbestimmung möglich ist, wird es dauerhaft Frieden geben. Genau deswegen ist es auch 25 Jahre nach Oslo richtig, an einer verhandelten Zwei-Staaten-Lösung zu arbeiten.Auch der Konflikt in der Ukraine wird uns weiter beschĂ€ftigen. Gemeinsam mit Frankreich, Russland und der Ukraine arbeiten wir intensiv daran, die Minsker Vereinbarungen umzusetzen.Im Fokus stehen dabei lĂ€ngst vereinbarte MaĂnahmen zur Stabilisierung der Waffenruhe. Alle Anstrengungen bleiben darauf gerichtet, auch unsere Ăberlegungen zu einer möglichen VN-Mission in der Ostukraine auf der Tagesordnung zu halten.Meine Damen und Herren,akutes Krisenmanagement ist aber allenfalls ein Schritt in Richtung Frieden. Dauerhafter Friede entsteht erst, wenn wir die AufrĂŒstungs-Logik ĂŒberwinden. Das ist keine nostalgische Rhetorik aus Zeiten des Kalten Kriegs. Das damalige Gleichgewicht des Schreckens scheint geradezu harmlos gemessen am Szenario eines âmultipolarenâ WettrĂŒstens mit vielen unberechenbaren Spielern.Im Fall Nordkoreas haben die Geschlossenheit des Sicherheitsrats und die Sanktionen dazu beigetragen, zurĂŒck zum Dialog zu finden. Das war und bleibt richtig.Doch den Worten Nordkoreas mĂŒssen Taten folgen hin zu einer kompletten, ĂŒberprĂŒfbaren und irreversiblen Denuklearisierung. Dabei ist Deutschland bereit, seine Expertise einzubringen, die wir auch in den schwierigen Verhandlungen mit dem Iran gesammelt haben.Das Nuklearabkommen mit Iran mag nicht perfekt sein. Es hat aber iranische Nuklearwaffen und eine vor drei Jahren noch höchst wahrscheinliche Eskalation bis heute erfolgreich verhindert. Das ist nicht wenig!Wir EuropĂ€er halten daher gemeinsam an diesem Abkommen fest. Wir arbeiten daran, den wirtschaftlichen Austausch mit Iran weiter zu ermöglichen und fordern natĂŒrlich auch Iran auf, seine Verpflichtungen weiterhin voll zu erfĂŒllen.Unser Festhalten am JCPOA bedeutet aber nicht, dass wir die schwierige Rolle Irans in der Region oder die Gefahren seines ballistischen Raketenprogramms ausblenden. Die Suche nach Lösungen in Jemen, in Syrien oder anderswo wird allerdings ohne das Abkommen nicht leichter. Ganz im Gegenteil!AbrĂŒstung, RĂŒstungskontrolle und Nichtverbreitung mĂŒssen insgesamt wieder stĂ€rker ins Zentrum der Arbeit der Vereinten Nationen rĂŒcken â da stimmen wir GeneralsekretĂ€r Guterres voll und ganz zu.Unsere Regelwerke mĂŒssen Schritt halten mit den technologischen Entwicklungen. Was wie Science Fiction klingt, könnte sonst sehr bald tödliche RealitĂ€t werden: Autonome Waffensysteme â Killer-Roboter â die völlig auĂerhalb menschlicher Kontrolle töten. Ich möchte Sie bitten: UnterstĂŒtzen Sie hier in New York und in Genf unsere Initiative fĂŒr eine Ăchtung vollautonomer Waffen, bevor es zu spĂ€t ist!Meine Damen und Herren,nicht nur auf diesem Feld lautet die richtige Antwort: PrĂ€vention.Die Vereinten Nationen des 21. Jahrhunderts mĂŒssen bei den Konfliktursachen ansetzen. Dazu zĂ€hlt auch der Klimawandel.Nationalistisches Handeln allein nach der Devise âmy country firstâ stöĂt dabei an seine Grenzen â schon deshalb, weil das Klima keine kennt. Selten waren die Alarmsignale deutlicher als im Sommer dieses Jahres â und zwar in fast allen Teilen der Welt.Deutschland und die EuropĂ€ische Union bleiben dem Pariser Abkommen verpflichtet. Wir wollen aber auch dafĂŒr sorgen, dass der Sicherheitsrat die verheerenden Folgen des Klimawandels fĂŒr die Sicherheit und StabilitĂ€t ganzer LĂ€nder und Regionen noch stĂ€rker berĂŒcksichtigt.Auch bei der Friedenskonsolidierung brauchen wir einen Quantensprung. Deutschland wird deshalb dieses Jahr mindestens 25 Millionen Euro zum Peacebuilding Fund beitragen. Weltweit hat Deutschland seine BeitrĂ€ge zur Stabilisierung und zur PrĂ€vention von Krisen in den letzten drei Jahren verdreifacht.Zum Beispiel im Irak, wo die Terroristen des IS zwar militĂ€risch weitgehend besiegt sind. Wo wir die Verantwortlichen aber nicht im Stich lassen, sondern SicherheitskrĂ€fte ausbilden, die Verwaltung unterstĂŒtzen und mit zivilen Mitteln zu Stabilisierung, Versöhnung und zum inklusiven Wiederaufbau des Landes beitragen.Nur wenn militĂ€rische Mittel in eine klare politische Strategie eingebettet sind, werden aus Peacekeepern Friedensstifter.Dem dient auch die von GeneralsekretĂ€r Guterres vorangetriebene Reform des Peacekeeping. Es wĂ€re ein Fehler, die Diskussion auf das Feilschen um Nachkommastellen in irgendwelchen Beitragsskalen zu reduzieren. NatĂŒrlich ist Effizienz wichtig â auch fĂŒr uns EuropĂ€er als gröĂte Beitragszahler.Doch eine Diskussion allein ĂŒber Einsparmöglichkeiten wird dem Mehrwert nicht gerecht, den Friedensmissionen zum Beispiel in LĂ€ndern wie Mali oder Libanon bringen. Die friedlichen Wahlen und die relative StabilitĂ€t dieser LĂ€nder sind auch den Blauhelmen und der politische Arbeit der Vereinten Nationen zu verdanken. Wir Deutschen werden dazu weiter unsere BeitrĂ€ge leisten â militĂ€risch, finanziell, aber auch immer politisch, durch Diplomatie und Investitionen in StabilitĂ€t und Wiederaufbau.Denn der Erfolg von VN-Missionen steht und fĂ€llt mit der politischen Flankierung durch uns Mitgliedstaaten.Das gilt im Moment ganz besonders fĂŒr Libyen. Bei der Herkulesaufgabe, den Aufbau funktionierender staatlicher Strukturen voranzubringen, sind die Vereinten Nationen auf unsere politische RĂŒckendeckung angewiesen.Meine Damen und Herren,Frieden ist mehr als das Schweigen der Waffen.Nur gerechte Gesellschaften sind auf Dauer friedlich. Gesellschaften, in denen MĂ€nner und Frauen gleichberechtigt sind, in denen Frauen teilhaben an allen gesellschaftlichen Entscheidungen. Das ist nicht nur ein Gebot der Fairness und des Respekts â es ist ganz einfach eine Frage der Menschlichkeit und der Vernunft.Kofi Annan hat uns ins Stammbuch geschrieben: âWe will not enjoy development without security, or security without development. We will not enjoy either without universal respect for human rights.âAuch 70 Jahre nach der Verabschiedung der Allgemeinen ErklĂ€rung der Menschenrechte bleibt deren Versprechen von WĂŒrde und persönlicher Freiheit fĂŒr viele Menschen nur eine ferne VerheiĂung.Im Sicherheitsrat, im Menschenrechtsrat oder hier in der Generalversammlung â wir werden Rechenschaft einfordern, wenn Menschenrechte mit FĂŒĂen getreten werden. Egal ob es um Menschenschmuggel in Afrika oder Angriffe auf die Rohingya in Myanmar geht.Selbst im Krieg gibt es Grenzen. Wir mĂŒssen diejenigen zur Rechenschaft ziehen, die mutwillig humanitĂ€re Helfer, KrankenhĂ€user oder Schulen angreifen. Wer die elementarsten GrundsĂ€tze menschlicher Zivilisation verletzt, der muss bestraft werden.Das gilt auch fĂŒr diejenigen, die Chemiewaffen einsetzen und damit ein Tabu brechen, das jahrzehntelang gehalten hat. Deshalb ist es so wichtig, dass die OVCW inzwischen die Verantwortlichen ermitteln und benennen kann. Den TĂ€tern muss klar sein: FĂŒr Verbrechen gegen die Menschlichkeit darf es keine Straflosigkeit geben. Niemals und nirgendwo.Der Internationale Strafgerichtshof bleibt dabei unverzichtbar, denn er signalisiert Opfern und TĂ€tern schwerster Straftaten gleichermaĂen: Das letzte Wort hat die Gerechtigkeit.Meine Damen und Herren,ich habe eingangs von der Zuversicht gesprochen, mit der gerade wir Deutschen auf den Multilateralismus blicken. Diese Zuversicht speist sich auch daraus, dass die Vereinten Nationen trotz aller Differenzen immer wieder auch Beweise dafĂŒr liefern, was wir gemeinsam erreichen können.Ich denke an die Agenda 2030, die unsere Richtschnur bleibt, um aus dieser Welt eine bessere Welt fĂŒr alle Menschen zu machen.Ich denke aber auch an den erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen ĂŒber die Globalen Pakte fĂŒr Migration und fĂŒr FlĂŒchtlinge. Dass mehr als 190 Staaten â Herkunfts-, Transit- und ZiellĂ€nder â sich in so komplexen, auch kontroversen Fragen einig geworden sind, das ist ein Sieg des Multilateralismus! Ein Erfolg wahrhaft vereinter Nationen.Diese Vereinten Nationen grĂŒnden auf unserem Mut zum Kompromiss. Sie wachsen mit unserem Willen zu gestalten. Sie leben von unserem Bekenntnis: Together First!Gemeinsamkeit entsteht, wenn wir die Menschen in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen. Denn den Wunsch nach Frieden, Freiheit und Sicherheit, den Traum von einem Leben in Wohlstand und WĂŒrde teilen doch alle Menschen â egal ob in Bagdad, Berlin oder Bamako.Die Vereinten Nationen gehören den Menschen. Ihnen sind wir verpflichtet. âWe the peoplesâ!
EDITOR'S NOTE: This article is a translation. Please forgive us the grammar and / or sentence structure not be perfect.